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Booking.basic und die Best-Preis-Klausel: Das sollten Sie tun

Booking.com ist mittlerweile neben Expedia und HRS die führende Online Travel Agency in Europa. Laut einer Studie von HOTREC, sei die Macht der OTAs in den letzten Jahren stark gestiegen. Aus diesem Grund seien Online Plattformen wie Booking.com & Co für viele Hotels und Unterkunftsbetriebe Fluch und Segen zugleich. Doch was verbirgt sich nun hinter dem Begriff “Booking.basic” - einem der neuen Produkte von Booking.com?

Der Online-Vertrieb stellt in der Hotellerie ein sehr wichtiges Thema dar, denn ein nicht unattraktiver Anteil aller Buchungen wird online getätigt - Tendenz steigend. Doch auch der Verkauf im Internet ist nicht kostenlos, sondern mit gewissen Vertriebskosten verbunden. Aus diesem Grund ist das Ziel der Hoteliers nicht immer ein volles Haus, sondern vielmehr die Erreichung eines möglichst hohen Gewinns nach Abzug der zu zahlenden Abgaben. Auch deshalb spielt die Durchsetzung einer soliden Wirtschaftsrate und die Fixierung von angemessenen Kommissionen eine essenzielle Rolle.

Booking.com umgeht Ratenparität

Ratenparität

Die Ratenparität, auch als Best-Preis-Klausel bekannt, ist eine vertraglich festgelegte Vereinbarung zwischen Hotelbetrieben und Online Travel Agencies. Der Hotelier verpflichtet sich dazu seine Zimmer auf allen Vertriebskanälen zu den gleichen Konditionen und zum selben Preis bzw. nicht günstiger als auf den OTAs zu verkaufen. Die Klausel ist sehr umstritten und je nach Land unterschiedlich ausgeprägt. Von manchen Behörden wurde die Ratenparität eingeschränkt oder ganz verboten.

In Italien, Frankreich und Belgien zum Beispiel wurde die Best-Preis-Klausel bereits gesetzlich verboten. Dadurch haben die OTAs nun nicht mehr das Recht den Vertrieb des günstigsten Preises einzufordern. Auch in Österreich herrscht seit Ende 2016 ein allgemeines Verbot der Best-Preis-Klausel. Somit erhalten die Hoteliers wieder mehr Freiheiten im eigenen Online-Vertrieb und können selbst entscheiden, welche Preise, über welche Distributionskanälen angeboten werden.

Eigentlich wurde in Deutschland mit Ende 2015, den Online Travel Agents Booking.com und HRS bereits per Kartellentscheid das weitere Einfordern der Best-Preis-Klausel untersagt. Booking.com hatte daraufhin jedoch beim Oberlandesgericht Einspruch eingelegt. Das OLG in Düsseldorf hat im Juni 2019 entschieden, dass die Ratenparitätsklausel erforderlich sei und somit dem Online-Travel-Agenten Recht gegeben. Daraufhin hat das Bundeskartellamt Nichtzulassungbeschwerde beim Bundesgerichtshof eingelegt. Nun hat das oberste Gericht in Deutschland, der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, die rechtliche Wirksamkeit der Oberlandesgerichts vorläufig aufgehoben und als nicht rechtskräftig beurteilt - Es kommt zu einer neuen Verhandlung.

Nach der gefallenen Ratenparität war es für Hoteliers wieder ganz unkompliziert möglich, beispielsweise auf der eigenen Website einen günstigeren Preis zu offerieren und so Direktbuchungen zu forcieren und den hohen Kommissionen zu entgehen. Nun möchte Booking.com mit seinem neuen Produkt “Booking.basic”, global die Best-Preis-Klausel umgehen und sich so wieder einen Wettbewerbsvorteil am Markt verschaffen.

 

Booking.basic

Der Begriff “Booking.basic” ist aktuell in aller Munde. Das neue Feature des OTA-Riesens ist nun auch im DACH-Markt angekommen. Die Verwendung ist sehr umstritten und wie genau die Rechtslage aussieht, scheint kompliziert. Prinzipiell ist die Vorgehensweise aber nichts Neues, so verwendet Expedia beispielsweise “Expedia EAN” oder HRS “HRS Multi-Source”. Neu ist jetzt, dass sich auch der OTA-Marktführer diesem Konzept bedient, er aber die Hotels nicht informiert und auch keine Möglichkeit zum Opt-out, also zum Ausstieg aus diesem Programm, bietet.

Mit Booking.basic, dem Sponsored Discount und dem Early Payment Benefit versucht Booking.com die verbotene Best-Preis-Klausel zu umgehen, um sich wieder einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Außerdem vergibt die OTA Plattform einen sogenannten Price Quality Score, der grob gesagt durch den Preisvergleich zwischen Booking.com, der Hotelwebseite und anderen Portalen errechnet wird. Laut Experten, werden Booking.basic und andere Modelle aktiviert, sobald dieser Price Quality Score unter 70 Punkten liegt.

Das Feature Booking.basic funktioniert wie folgt:

Der OTA-Marktführer durchforstet mit einem sogenannten “Rate-Shopper” stetig die offerierten Raten auf allen Kanälen. Wird ein günstigeres Preisangebot auf einer anderen Plattform wie Booking.com gefunden, landet diese günstigste Option (z.B. von Expedia, TUI,...) im Angebot von Booking.basic. Diese Rate ist mit dem Slogan “save more with just the basics” versehen und in der regulären Benutzeroberfläche von Booking.com ersichtlich. Typische Merkmale eines Booking.basic Angebots sind beispielsweise die Vorauszahlung des kompletten Nächtigungspreises und das nicht Vorhandensein von Stornierungsmöglichkeiten.

Der Kunde bucht nun das günstige Angebot von Booking.basic, welches nach max. 15 Minuten von Booking.com bestätigt oder abgelehnt wird. Im Kleingedruckten von Booking.basic steht geschrieben, dass sich die Rate vor Fixbuchung jederzeit ändern kann, da diese von einem “Partner” stammt. Die Wahrheit dahinter ist, dass Booking.basic im Namen des Gastes eine Buchung über einen anderen Anbieter (wie z.B. Expedia, TUI,...) durchführt.

Beim Check-In an der Hotelrezeption oder bei Fragen vorab herrscht dann oft Verwirrung, denn der Kunde ist davon überzeugt seine Buchung direkt via Booking.com abgeschlossen zu haben. Im Backoffice des Hotels ist die Reservierung jedoch direkt über den erwähnten “Partner” von Booking.basic eingegangen, da diese ja tatsächlich dort getätigt wurde (nur nicht direkt vom Kunden selbst).

Vor allem klein und mittelgroße Hotelbetriebe gelangen durch Booking.com sehr einfach an Zielgruppen, die sie durch den Einsatz der eigenen Marketingmaßnahme nur erschwert erreichen würden. Nichtsdestotrotz zahlen auch kleinere Betriebe hohe Kommissionen für die Inanspruchnahme der Vertriebsleistung der Web-Anbieter.

 

Der richtige Umgang mit Booking.basic und Co

Der OTA-Marktführer hielt es leider nicht für notwendig Hoteliers über die Einführung von Booking.basic zu informieren. Zudem gibt es keine Opt-Out Option, also keine Möglichkeit um von dem umstrittenen Konzept auszusteigen. Wie soll die Reaktion der Hoteliers nun also bestenfalls aussehen?

 

Unsere Expertentipps

  • Das wichtigste ist es, den Überblick über seine Kanäle und die dort angebotenen Zimmerpreise zu behalten. Alle Raten, die öffentlich buchbar sind, können vom Gast auch jederzeit und direkt über den jeweiligen Kanal gebucht werden.

  • Anders als beim Sponsored Discount bzw. dem Early Payment Benefit können bei Booking.basic ganz klar nur Angebote gebucht werden, die vom Hotel auch irgendwo eingestellt wurden. Zwar gilt in Österreich gesetzlich keine Best-Preis-Klausel mehr, jedoch sollte der Hotelier selbst darauf achten, auf den genutzten OTAs eine gewisse Parität zu führen - dabei unterstützt Sie ein Channel Manager.

  • Um Direktbuchungen voranzutreiben, können dem Gast beispielsweise auch nicht-monetäre Vorteile angeboten werden, diese kann kein OTA weitergeben. So gibt es bereits bei vielen Hotels bei Direktbuchung ein gratis Internet Ticket oder eine zusätzliche Aktivität on Top - seien Sie kreativ.

  • Unser Revenue Manager Christoph Peiniger rät Ihnen: “Nutzen Sie die Situation und stellen Sie die Verträge mit Reiseanbietern/Wholesalern auf den Prüfstand. Da hier oft die Ratenhoheit beim Anbieter liegt, ist dies eine der häufigsten Quellen auf die Booking.basic zugreifen kann.”

 

”Preisparitätisch verkaufen ist leichter gesagt als getan - Booking.basic ist die Bestrafung für fehlende Preisparität”, erklärt Gabriele Schulze, Expertin für Distribution, Onlinemarketing und Revenue- Management in der Hotellerie.

“Es gibt viele Hotels, die über ihre eigene Webseite günstiger verkaufen als über die Online Travel Agents. Spätestens, wenn sie diese günstigeren Preise auch in den Metasuchmaschinen, wie Tripadvisor oder Google HPA mit Direktbuchungslink vermarkten, nimmt Booking dies als Wettbewerbsangebote wahr und senkt den sogenannten Preis-Performance-Index. Liegt dieser unter 70 von 100 Punkten versucht Booking die eigene Seite wieder wettbewerbsfähig zu machen. Leider kann es auch Hotels treffen, die eigentlich preisparitätisch verkaufen wollen. Denn sowohl Booking als auch Expedia beliefern zahlreiche Buchungsplattformen mit Preisen und Verfügbarkeiten mit denen das Hotel gar keinen direkten Vertrag hat. Diese wenden sehr häufig ebenfalls einen gesponserten Rabatt an und liefern diese günstigeren Preise in die Metasuchmaschinen. Manchmal hilft nur eine Testbuchung, um herauszufinden wer der eigentliche Preis- und Verfügbarkeitslieferant ist. Typische Beispiele sind Zenhotels (wird von Expedia beliefert), Amoma oder RoomsXXL.  Diese sehr aufwendige Arbeit sollte sich jedes Hotel machen und die Vertriebspartner, die für die Weiterleitung an diese Vertriebswege verantwortlich sind, auffordern eine Weiterleitung für Ihr Haus zu unterlassen,” empfiehlt Frau Schulze. Weitere Tipps von ihr finden Sie auf der Website marketing4results.

 

Von unserem Partner Marco Riederer, Leiter der Revenue Managements & e-Commerce Abteilung bei Prodinger Tourismusberatung erhielten wir folgende Empfehlung: “Eine effektive Methode des Revenue Managements ist es, anstatt der Preise die Verfügbarkeiten auf den unterschiedlichen Kanälen entsprechend zu steuern. Es ist daher essenziell, die Verträge mit Reiseveranstaltern nochmal zu prüfen und den Kontingent-Weiterverkauf im Idealfall zu untersagen. Eine weitere Überlegung wäre es, die günstigsten Zimmerkategorien nur noch bei direkten Buchungen anzubieten und diese gar nicht an dritte weiterzugeben. Somit behalte ich mir das Recht vor, die günstigsten Zimmer nur im Direktvertrieb zu vergeben!”

 

Wir haben einen unserer Hoteliers aus Mallorca zu diesem Thema befragt. Seine Meinung zum Umgang mit Booking.basic lautet wie folgt: “Um nicht auf Booking.basic gelistet zu werden, passe ich meine Raten auf allen anderen Seiten dementsprechend an. Für uns ist es eigentlich kein Problem, da wir unsere Unterkünfte bisher auch auf allen Kanälen zum gleichen Preis verkauft haben. Da bei uns ca. 85% der jährlichen Buchungen über Booking.com getätigt werden, erstelle ich spezielle Angebote dann direkt dort”.

 

Fazit

Sehen Sie die Einführung von Booking.basic als eine gute Möglichkeit, um Ihre eigene Preis- und Distributionsstrategie zu hinterfragen und diese zu optimieren. Stellen Sie sicher, dass sich alle Angebote wirtschaftlich für das Hotel rechnen, egal wo und wann diese publiziert werden.

 

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